Wege aus der Einsamkeit
Wieso der Einsamkeit so viel Raum geben, wo sie doch so unangenehm ist und wir froh sind, wenn sie nicht da ist bzw. wir sie nicht wahrnehmen? Mir ist das Thema Einsamkeit innerhalb kurzer Zeit zwei mal heftig auf die Füße gefallen: Das erste mal innerhalb einer Männergruppe. Mehrere Männer berichteten wie es ihnen in ihrem Leben geht. Es entstand eine sehr bewegende, dichte Atmosphäre von Nähe, berührt sein und Traurigkeit. Die Einsamkeit war als Gefühl im Raum und wir alle mit ihr in Resonanz. Auch wenn bei mir vieles Anklang fand, war ich doch froh, der Einsamkeit entflohen zu sein, da ich in einer glücklichen Beziehung lebe, liebe Freunde habe und mich in meinen anderen Bereichen ebenfalls wohlfühle. Kurze Zeit später übernachtete ich bei sehr guten Freunden von mir und nahm an einem GFK-Treffen teil. Mit großer Überraschung merkte ich nach anderthalb unglücklichen Tagen das ich einsam war: ich war unzufrieden, genervt und nicht in Verbindung mit mir; bei meinen Freunden fühlte ich mich nicht wohl und auch auf dem GFK-Treffen erlebte ich keine Gemeinschaft. Das Gefühl der Einsamkeit zeigte sich diffus. Ich konnte beschreiben, was (und wer) alles blöd und kacke war, jedoch nicht, was ich brauchte. Wäre ich zu Hause gewesen, hätte ich mich vermutlich abgelenkt (essen, fernsehen, shoppen, etc.). Glücklicher Weise nahm ich mir den Raum zu erforschen, was in mir los war, was hinter meinen Gefühlen steckte, wie sich mein Körper anfühlte, welche Erinnerungen und Bilder auftauchten. Durch das innehalten, zuwenden und zulassen begegnete ich meiner Einsamkeit. Und ich durfte feststellen, dass sie noch da war. Heute weiß ich, dass sie immer mal wieder auf Besuch vorbei kommt, und ich gehe davon aus, dass sie eine Begleiterin bleiben wird, wir uns also miteinander arrangieren dürfen. Das Erlebnis war vor 2 Jahren (2019, also vor Cornoa). Seit dem hat mich das Thema gepackt, ich habe einiges gelesen und mit anderen Menschen darüber gesprochen. Auch wenn es kein Thema auf Parties oder in Talkshows ist, hat doch jede_r seine_ihre Erfahrungen damit und kennt das Gefühl der Einsamkeit. Gleichzeitig war ich überrascht keine Seminare und Workshops dazu zu finden. Es gibt viel zu Angst, Wut, Scham, Liebe u.ä. aber zu Einsamkeit findet man im Internet erst mal nur Datingplattformen und Coachingangebote. Einsamkeit gilt nicht als Grundemotion und doch sind wir als soziale Wesen angewiesen auf Andere und Gemeinschaft – immer schon und auch heute noch. So ist in mir der Wunsch gewachsen dem Gefühl Einsamkeit einen würdigen Raum zu geben und mit anderen zusammen sich auf Suchprozesse zu begeben, um sie mit all ihren Facetten erblühen zu lassen und sie darin annehmen und integrieren zu können.
Der eigenen Einsamkeit begegnen und ihr Aufmerksamkeit schenken
Immer mehr Menschen fühlen sich einsam. Dabei ist es egal ob sie Single sind oder in einer Beziehung leben, viel unter Menschen oder eher alleine sind. Die Einsamkeit hat Auswirkungen auf die eigene Lebens- und Beziehungsqualität und kann sogar gesundheitliche Folgen haben. Es wird oft unterschieden zwischen sozialer Einsamkeit und emotionaler Einsamkeit. Bei der sozialen Einsamkeit geht es darum, das jemand kaum Freundinnen hat, kein soziales Netz, sich nicht dazugehörig fühlt. Bei der emotionalen Einsamkeit geht es darum, das sich jemand einsam fühlt, obwohl es Menschen in seinem_ihrem Leben gibt. Einsamkeit ist leise, oft stumm und bedrückend. Sie ist kein Thema auf Parties oder in der Öffentlichkeit. Die Betroffenen finden oft selbst keine Worte für dieses Gefühl in ihnen. In Paar-/Beziehungen versteckt sie sich oft in Form von Verstummt sein, sich nichts mehr von sich selbst mitteilen. Dieses unangenehm, diffuse Gefühl der Einsamkeit wird versucht zu vermeiden, in dem Rückzug stattfindet, es überspielt, um Positionen gekämpft, ausgewichen wird oder die Beziehung erstarrt ist, um den Schmerz der Getrenntheit nicht zu fühlen. Der Fernseher oder das Handy, die Arbeit, Essen oder die Kinder stehen im Vordergrund, dienen als Ersatz, anstatt sich persönlich auszutauschen. Bei der tiefer gehenden Beschäftigung mit Einsamkeit begegnen uns Schuld & Scham, Versagen & Scheitern und Trauer weil wir etwas verloren haben.
Ich begleite Sie gerne, wenn Sie sich achtsam und liebevoll dem Gefühl der Einsamkeit zuwenden wollen, um die Möglichkeit wachsen zu lassen, dieses Gefühl anzunehmen, zu verändern, zu bearbeiten. Denn, wenn sich dieses Gefühl verändert kommt auch anderes in Bewegung und es besteht die Chance uns damit zu verbinden anstatt dem hilflos ausgeliefert zu sein.